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Selbständig als Treuhänder: Kompletter Guide Schweiz

Wie du dich als Treuhänder selbständig machst: Voraussetzungen, Kosten, Einkommen und Kundenakquise. Praktischer Guide für die Schweiz. Jetzt lesen!

Redaktion13 Min. Lesezeit

Selbständig als Treuhänder zu werden ist ein lukrativer Karriereweg in der komplexen Schweizer Wirtschaftslandschaft. Mit über 600'000 KMU, die professionelle Buchhaltung und Steuerberatung benötigen, herrscht eine konstant hohe Nachfrage nach treuhänderischen Dienstleistungen. Die Schweizer Steuerlandschaft mit 26 verschiedenen kantonalen Systemen, MWST-Regelungen und AHV/IV/EO-Beiträgen schafft einen stabilen Markt für qualifizierte Treuhänder.

Als selbständiger Treuhänder betreust du KMU und Privatpersonen in allen finanziellen und steuerlichen Belangen. Du führst Buchhaltungen, erstellst Jahresabschlüsse und berätst bei komplexen Steuerstrategien. Dieser Guide zeigt dir alle notwendigen Schritte, von den rechtlichen Voraussetzungen über die Kostenkalkulation bis zur erfolgreichen Kundenakquise.

Was bedeutet selbständig als Treuhänder in der Schweiz?

Ein Treuhänder in der Schweiz ist deutlich breiter aufgestellt als beispielsweise ein Steuerberater in Deutschland. Du übernimmst die komplette Finanzadministration deiner Mandanten und agierst als externer CFO für kleinere Unternehmen.

Kerndienstleistungen umfassen:

  • Finanzbuchhaltung mit monatlichen Abschlüssen
  • Lohnbuchhaltung inklusive AHV/IV/EO-Abrechnungen
  • Erstellung von Steuererklärungen (Privat und Unternehmen)
  • Jahresabschlüsse nach Schweizer Obligationenrecht
  • MWST-Abrechnungen und Voranmeldungen
  • Unternehmensberatung bei Gründungen und Umstrukturierungen

Schweizer Besonderheiten machen deine Expertise unverzichtbar: Die 26 Kantone haben unterschiedliche Steuersätze und Regelungen. Während in Zug der Gewinnsteuersatz bei 14,4% liegt, zahlen Unternehmen in Bern bis zu 21,4%. Diese komplexen Unterschiede erfordern fundiertes Lokalwissen.

Rechtlich bist du als Treuhänder seit 2020 der FINIG-Aufsicht unterstellt. Eine SRO-Mitgliedschaft (Selbstregulierungsorganisation) ist bei gewerbsmässiger Tätigkeit obligatorisch. Die drei anerkannten SROs sind EXPERT suisse, veb.ch und Treuhand|Suisse.

Die Digitalisierung verändert die Branche rasant. Cloud-basierte Buchhaltungstools wie KLARA oder bexio ermöglichen effizientere Prozesse. Mandanten erwarten heute Online-Zugang zu ihren Finanzdaten und monatliche digitale Reports.

Voraussetzungen und Anforderungen

Fachliche Qualifikationen

Grundausbildung: Eine kaufmännische Grundbildung (EFZ) oder ein Studium in Wirtschaft, Recht oder Verwaltung bildet die Basis. Quereinsteiger mit anderen Ausbildungen können durch mehrjährige Berufserfahrung in der Buchhaltung die Voraussetzungen erfüllen.

Eidgenössischer Fachausweis: Der Fachausweis "Treuhänder/in mit eidgenössischem Fachausweis" ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber praktisch unverzichtbar. Die Ausbildung dauert 2-3 Jahre berufsbegleitend und kostet CHF 8'000-15'000. Sie vermittelt vertiefte Kenntnisse in:

  • Schweizer Rechnungslegungsrecht (OR, Swiss GAAP FER)
  • Steuerrecht (direkte Steuern, MWST, Verrechnungssteuer)
  • Sozialversicherungsrecht (AHV, IV, EO, ALV, UVG, BVG)
  • Gesellschaftsrecht und Unternehmensbewertung

Berufserfahrung: Mind. 3 Jahre praktische Tätigkeit in einer Treuhandfirma oder Finanzabteilung sind für die SRO-Zulassung erforderlich.

Rechtliche Anforderungen

SRO-Mitgliedschaft: Bei gewerbsmässiger Treuhändertätigkeit musst du einer der drei SROs beitreten:

  • EXPERT suisse: CHF 1'200-1'800 jährlich
  • veb.ch: CHF 900-1'500 jährlich
  • Treuhand|Suisse: CHF 800-1'200 jährlich

Handelsregistereintrag: Als Einzelfirma kostet der Eintrag CHF 600-800 je nach Kanton. Bei einer GmbH fallen CHF 2'000-3'000 an.

Berufshaftpflichtversicherung: Mindestdeckung CHF 1 Million, empfohlen sind CHF 2 Millionen. Jährliche Prämien: CHF 2'000-5'000 je nach Deckung und Umsatz.

MWST-Anmeldung: Ab CHF 100'000 Jahresumsatz bist du MWST-pflichtig. Dienstleistungen werden mit 7,7% besteuert.

Technische Ausstattung

Buchhaltungssoftware: Professionelle Lösungen sind unverzichtbar:

  • Abacus: CHF 200-400 pro Monat und Arbeitsplatz
  • Sage 50: CHF 150-300 pro Monat
  • KLARA: CHF 49-149 pro Mandant und Monat
  • bexio: CHF 29-59 pro Monat (für kleinere Mandanten)

IT-Sicherheit: Als Treuhänder verarbeitest du sensible Finanzdaten. Nötig sind:

  • Professionelle Firewall und Virenschutz
  • Verschlüsselte Datensicherung (lokal und Cloud)
  • Sichere E-Mail-Kommunikation
  • Zwei-Faktor-Authentifizierung

Büroausstattung: CHF 5'000-15'000 für Computer, Drucker, Scanner und Büromöbel. Ein separater Arbeitsplatz ist auch im Home-Office wichtig für Mandantengespräche.

Persönliche Eigenschaften

Analytische Fähigkeiten: Du musst komplexe Buchungen verstehen und Unstimmigkeiten schnell erkennen. Detailgenauigkeit ist bei Steuererklärungen und Jahresabschlüssen überlebenswichtig.

Kommunikationsstärke: Viele Mandanten verstehen Buchhaltung nicht. Du musst komplexe Sachverhalte einfach erklären können.

Vertrauenswürdigkeit: Mandanten gewähren dir Einblick in ihre kompletten Finanzen. Ein einwandfreier Leumund ist Grundvoraussetzung.

Kosten im Überblick

Einmalige Startkosten

PositionKosten CHFBemerkung
Handelsregistereintrag600 - 800Je nach Kanton
Treuhänder-Ausbildung8'000 - 15'000Falls noch nicht vorhanden
SRO-Aufnahmegebühr500 - 1'000Einmalig bei Anmeldung
Buchhaltungssoftware Setup2'000 - 5'000Lizenzen und Schulung
Büroausstattung5'000 - 15'000Computer, Drucker, Möbel
Website/Marketing3'000 - 8'000Professioneller Auftritt
Berufshaftpflicht (1. Jahr)2'000 - 5'000Je nach Deckungssumme
Total Startkosten21'100 - 49'800

Laufende jährliche Kosten

PositionKosten CHFBemerkung
SRO-Mitgliedschaft800 - 1'800Obligatorisch
Berufshaftpflicht2'000 - 5'000Je nach Deckung
Software-Lizenzen2'400 - 7'200Pro Arbeitsplatz
Weiterbildung2'000 - 4'00040 Stunden Pflicht
Bürokosten6'000 - 24'000Miete oder Home-Office
Marketing/Networking2'000 - 8'000Werbung, Events
Fachliteratur/Abos800 - 1'500Fachzeitschriften
Total laufende Kosten16'000 - 51'500

Einkommen und Verdienstmöglichkeiten

Stundensätze nach Dienstleistung

Die Stundenansätze variieren stark je nach Region, Erfahrung und Spezialisierung:

Standardleistungen:

  • Finanzbuchhaltung: CHF 80-120 pro Stunde
  • Lohnbuchhaltung: CHF 90-140 pro Stunde
  • MWST-Abrechnungen: CHF 85-130 pro Stunde
  • Privatsteuern: CHF 100-160 pro Stunde
  • Firmensteuern: CHF 120-180 pro Stunde

Spezialisierte Beratung:

  • Unternehmensberatung: CHF 150-250 pro Stunde
  • Jahresabschlüsse: CHF 140-220 pro Stunde
  • Unternehmensbewertungen: CHF 200-350 pro Stunde
  • M&A-Beratung: CHF 250-400 pro Stunde

Pauschaltarife

Viele Treuhänder arbeiten mit Monatspauschalen, die planbare Einkommen ermöglichen:

Buchhaltungs-Pauschalen (monatlich):

  • Kleinfirma (50-100 Buchungen): CHF 200-400
  • KMU (100-300 Buchungen): CHF 400-800
  • Grössere KMU (300+ Buchungen): CHF 800-1'500

Lohnbuchhaltung (monatlich):

  • 1-5 Mitarbeiter: CHF 100-200
  • 6-15 Mitarbeiter: CHF 200-400
  • 16-50 Mitarbeiter: CHF 400-800

Steuererklärungen (jährlich):

  • Privatpersonen einfach: CHF 150-300
  • Privatpersonen komplex: CHF 300-800
  • Kleine GmbH: CHF 600-1'200
  • Grössere AG: CHF 1'200-3'000

Beispielrechnung Einzelfirma (2. Geschäftsjahr)

Mandantenstamm:

  • 20 KMU mit Buchhaltung à CHF 500/Monat = CHF 120'000
  • 15 Lohnbuchhaltungen à CHF 250/Monat = CHF 45'000
  • 80 Privatsteuererklärungen à CHF 250 = CHF 20'000
  • Beratungsstunden: 200h à CHF 150 = CHF 30'000

Bruttoumsatz: CHF 215'000

Betriebskosten:

  • Software und IT: CHF 8'000
  • Bürokosten: CHF 12'000
  • Versicherungen: CHF 4'000
  • Weiterbildung: CHF 3'000
  • Marketing: CHF 5'000
  • Diverses: CHF 3'000
  • Total Kosten: CHF 35'000

Nettoeinkommen vor Steuern: CHF 180'000 Nach Steuern und AHV: CHF 135'000-150'000 (je nach Kanton)

Beispielrechnung etablierter Treuhänder (5. Jahr)

Grösserer Mandantenstamm:

  • 35 KMU-Mandate à CHF 700/Monat = CHF 294'000
  • 25 Lohnbuchhaltungen à CHF 350/Monat = CHF 105'000
  • 120 Steuererklärungen à CHF 300 = CHF 36'000
  • Spezialisierte Beratung: 300h à CHF 200 = CHF 60'000

Bruttoumsatz: CHF 495'000 Betriebskosten: CHF 65'000 (inkl. Teilzeit-Mitarbeiterin) Nettoeinkommen vor Steuern: CHF 430'000

Schritt-für-Schritt Anleitung

Phase 1: Vorbereitung (Monate 1-6)

Ausbildung abschliessen: Falls du noch keinen Fachausweis hast, beginne die berufsbegleitende Ausbildung. Informiere dich bei den Anbietern wie KS Kaderschulen oder Feusi Bildungszentrum über Kurse und Termine.

Businessplan erstellen: Definiere deine Zielkunden und Dienstleistungen. Kalkuliere realistische Umsätze für die ersten drei Jahre. Plane mit 12-18 Monaten bis zur Kostendeckung.

Finanzierung sichern: Du benötigst CHF 30'000-50'000 für den Start. Prüfe Möglichkeiten wie:

  • Bankkredit mit Bürgschaftsgenossenschaft
  • Eigenkapital aus vorheriger Tätigkeit
  • Partner oder Investoren

Marktanalyse: Recherchiere die Konkurrenz in deiner Region. Besuche Websites lokaler Treuhänder und analysiere deren Preise und Dienstleistungen.

Phase 2: Rechtliche Grundlagen (Monate 7-8)

Rechtsform wählen: Für den Start ist eine Einzelfirma meist optimal. Du haftest zwar unbeschränkt, sparst aber Kosten und Aufwand. Ab CHF 200'000 Umsatz wird eine GmbH interessant.

Firmenname prüfen: Prüfe die Verfügbarkeit deines Wunschnamens beim Handelsregisteramt. Beispiel: "Müller Treuhand" oder "TreuConsult GmbH".

Handelsregister-Anmeldung: Reiche die Anmeldung beim kantonalen Handelsregisteramt ein. Benötigt werden:

  • Anmeldeformular
  • Personalien und Ausweise
  • Nachweis der Berufsberechtigung
  • Domizilbestätigung

SRO-Mitgliedschaft beantragen: Wähle eine SRO und reiche die Unterlagen ein:

  • Anmeldeformular
  • Lebenslauf und Ausbildungsnachweise
  • Arbeitszeugnisse (min. 3 Jahre Berufserfahrung)
  • Betreibungsregisterauszug
  • Strafregisterauszug

Phase 3: Versicherungen und Behörden (Monat 9)

Berufshaftpflicht abschliessen: Vergleiche Angebote verschiedener Anbieter wie Zurich, AXA oder Mobiliar. Achte auf treuhänderspezifische Deckung.

Steuerbehörden informieren: Melde dich bei folgenden Stellen an:

  • Kantonale Steuerverwaltung
  • AHV-Ausgleichskasse als Selbständiger
  • MWST-Behörde (falls nötig)

Geschäftskonto eröffnen: Separate Konten für Geschäftstätigkeit sind wichtig für saubere Buchhaltung.

Zusätzliche Versicherungen:

  • Krankentaggeld für Selbständige
  • Säule 3a mit höheren Beiträgen
  • Rechtsschutzversicherung

Phase 4: Infrastruktur aufbauen (Monate 10-11)

Software evaluieren und einrichten: Teste verschiedene Buchhaltungsprogramme. Viele Anbieter offerieren kostenlose Testversionen. Wichtige Kriterien:

  • MWST-konforme Schnittstellen
  • Bankschnittstellen für Import
  • Mehrfach-Mandantenfähigkeit
  • Cloud-Zugang für Mandanten

Büro einrichten: Auch im Home-Office brauchst du einen professionellen Bereich für Mandantenbesprechungen. Investiere in ergonomische Möbel und gute Beleuchtung.

Website erstellen: Eine professionelle Website ist heute unverzichtbar. Beauftrage eine Agentur oder nutze Baukästen wie Wix Business. Wichtige Elemente:

  • Über-mich-Seite mit Qualifikationen
  • Dienstleistungsübersicht mit Preisen
  • Kontaktformular und Terminbuchung
  • Blog für lokales SEO

Geschäftsunterlagen: Erstelle professionelle Vorlagen für:

  • Rechnungen mit QR-Code
  • Offerten und Verträge
  • Mandatsvereinbarungen
  • Briefpapier und E-Mail-Signaturen

Phase 5: Erste Mandanten akquirieren (Monate 12-18)

Netzwerk aktivieren: Kontaktiere ehemalige Kollegen, Arbeitgeber und Geschäftspartner. Viele erste Mandate entstehen durch persönliche Empfehlungen.

Lokales Networking: Tritt Wirtschaftsorganisationen bei und besuche Events:

  • Handelskammern
  • Rotary/Lions Club
  • Branchenverbände
  • Unternehmerfrühstücke

Online-Präsenz aufbauen:

  • Google My Business-Profil erstellen
  • LinkedIn-Profil optimieren
  • Lokale Branchenbücher
  • Bewertungsplattformen

Kooperationen aufbauen:

  • Anwaltskanzleien ohne eigene Treuhand
  • Banken für Neukunden-Empfehlungen
  • Versicherungsmakler
  • Unternehmensberater

Erste Aufträge annehmen: Biete anfangs auch kleinere Mandate an, um Referenzen zu sammeln. Qualität vor Quantität - zufriedene Kunden empfehlen weiter.

Phase 6: Stabilisierung und Wachstum (ab Jahr 2)

Mandantenstamm ausbauen: Fokussiere dich auf profitable Kunden. Eine Faustregel: 80% des Umsatzes sollten von 20% der besten Kunden kommen.

Prozesse optimieren: Standardisiere wiederkehrende Abläufe. Nutze Vorlagen für Jahresabschlüsse und automatisiere Routineaufgaben.

Spezialisierung entwickeln: Baue Expertise in lukrativen Nischen auf:

  • Start-up-Beratung
  • Internationale Firmen
  • Bestimmte Branchen (Gastronomie, Bau, IT)
  • Nachfolgeplanung

Team erweitern: Ab CHF 300'000 Umsatz lohnt sich oft die erste Anstellung. Beginne mit einer Teilzeitkraft für Buchhaltungsarbeiten.

Häufige Fehler und wie sie vermieden werden

Fehler 1: Zu niedrige Stundenansätze beim Start

Problem: Viele Einsteiger unterbieten massiv, um schnell Kunden zu gewinnen. Sie rechnen CHF 60-80 pro Stunde statt marktüblicher CHF 100-120. Das führt zu Existenzproblemen und schadet dem Ruf der gesamten Branche.

Lösung: Recherchiere die lokalen Marktpreise bei etablierten Treuhändern. Positioniere dich maximal 10-15% unter dem Durchschnitt, nicht 30-40%.

Praxistipp: Kommuniziere den Wert deiner Dienstleistung. Ein Fehler in der Steuererklärung kann den Mandanten tausende Franken kosten. Deine Expertise ist diese Investition wert.

Fehler 2: Ungenügende Berufshaftpflichtversicherung

Problem: Viele Starter wählen nur die Mindestdeckung von CHF 1 Million oder schliessen eine allgemeine Betriebshaftpflicht statt einer spezifischen Treuhänder-Police ab.

Lösung: Wähle mindestens CHF 2 Millionen Deckung bei einem spezialisierten Anbieter. Die Mehrkosten von CHF 1'000 jährlich sind bei einem grossen Schadenfall unbedeutend.

Warnung: Allgemeine Betriebshaftpflichter schliessen oft Beratungsfehler aus. Du brauchst eine spezielle Berufshaftpflicht für Treuhänder.

Fehler 3: Mangelhafte Verträge mit Mandanten

Problem: Viele Treuhänder arbeiten ohne schriftliche Mandate oder mit unklaren Vereinbarungen. Bei Streitigkeiten fehlt dann die rechtliche Grundlage.

Lösung: Verwende professionelle Mandatsverträge, die Leistungsumfang, Kosten und Haftung klar regeln. Die SROs stellen Musterverträge zur Verfügung.

Wichtige Klauseln:

  • Detaillierte Leistungsbeschreibung
  • Stundensätze und Kostenlimiten
  • Haftungsausschlüsse im gesetzlichen Rahmen
  • Kündigungsmodalitäten

Fehler 4: Vernachlässigung der eigenen Buchhaltung

Problem: "Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe" - viele Treuhänder vernachlässigen ihre eigene Buchhaltung und haben dann Probleme mit Steuerbehörden oder Cashflow.

Lösung: Führe deine eigene Buchhaltung monatlich und erstelle Zwischenabschlüsse. Nutze die gleiche Software wie für Mandanten.

Monitoring: Überwache wichtige Kennzahlen wie fakturierbare Stunden, Zahlungseingänge und Betriebskosten monatlich.

Fehler 5: Fehlende kontinuierliche Weiterbildung

Problem: Steuergesetze ändern sich ständig. Wer nicht am Ball bleibt, macht teure Fehler oder verliert Mandate an besser informierte Konkurrenten.

Lösung: Investiere jährlich mindestens CHF 2'000 in Weiterbildung. Die SRO-Mitgliedschaft verlangt ohnehin 40 Stunden jährlich.

Empfehlung: Abonniere Fachzeitschriften wie "Der Schweizer Treuhänder" und besuche Seminare zu aktuellen Themen.

Fehler 6: Mangelnde Spezialisierung und Positionierung

Problem: Viele Treuhänder positionieren sich als "Generalisten für alles". Das führt zu Austauschbarkeit und Preisdruck.

Lösung: Entwickle eine Nischenspezialisierung. Beispiele:

  • Start-up-Begleitung mit Venture Capital-Kenntnissen
  • Gastronomie-Expertise (komplexe Trinkgeldregelungen)
  • Internationale Firmen (Doppelbesteuerungsabkommen)
  • E-Commerce (MWST bei grenzüberschreitenden Verkäufen)

Faustregel: 70% Standard-Dienstleistungen für stabile Basis, 30% Spezialisierung für höhere Margen.

Fehler 7: Unzureichende Kundenakquise und Marketing

Problem: Viele Treuhänder konzentrieren sich nur auf die fachliche Arbeit und vernachlässigen die Kundengewinnung. Dann sind sie von wenigen Grosskunden abhängig.

Lösung: Reserviere mindestens 10% deiner Zeit für Akquise und Networking. Auch bei Vollauslastung musst du an morgen denken.

Diversifikation: Verteile das Risiko auf viele kleinere Mandate statt wenige grosse. Kein Mandant sollte mehr als 30% deines Umsatzes ausmachen.

Fehler 8: Falsche Rechtsformwahl bei Wachstum

Problem: Viele bleiben zu lange bei der Einzelfirma, obwohl eine GmbH steuerlich günstiger wäre.

Lösung: Prüfe ab CHF 150'000 Reingewinn eine GmbH-Gründung. Lass dich von einem spezialisierten Steuerberater beraten.

Faustregel: Bei hohen persönlichen Steuersätzen (über 35%) wird eine GmbH oft attraktiv.

Weiterführende Artikel

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Brauche ich zwingend den eidgenössischen Fachausweis als Treuhänder?

Rechtlich ist der Fachausweis nicht vorgeschrieben, praktisch aber unverzichtbar. Die SRO-Mitgliedschaft verlangt entweder den Fachausweis oder eine gleichwertige Ausbildung plus mehrjährige Berufserfahrung. Ohne SRO-Mitgliedschaft darfst du nur gelegentlich treuhänderische Tätigkeiten ausüben, nicht gewerbsmässig. Mandanten erwarten heute eine zertifizierte Ausbildung - ohne Fachausweis ist die Kundenakquise deutlich schwieriger. Die Investition von CHF 8'000-15'000 rentiert sich durch höhere Stundenansätze und bessere Marktposition schnell.

Wie finde ich meine ersten Mandanten als Treuhänder-Neuling?

Starte mit deinem persönlichen Netzwerk: ehemalige Kollegen, Arbeitgeber und Bekannte sind oft die ersten Kunden. Aktiviere Kontakte aus deiner bisherigen Berufslaufbahn systematisch. Besuche lokale Unternehmer-Events und tritt Wirtschaftsverbänden bei - Networking ist in der Treuhänder-Branche gold wert. Eine professionelle Website mit lokalem SEO bringt Anfragen von KMU in deiner Region. Kooperiere mit Anwaltskanzleien, Banken und Versicherungsmaklern, die regelmässig Mandate weiterleiten. Biete anfangs kostenlose Erstberatungen an, um Vertrauen aufzubauen. Mundpropaganda funktioniert bei Treuhändern besser als jede Werbung.

Welche Software benötige ich zwingend für meine Treuhändertätigkeit?

Eine professionelle, MWST-konforme Buchhaltungssoftware ist das Herzstück deiner Tätigkeit. Bewährte Lösungen sind Sage 50 (CHF 150-300 monatlich), Abacus (CHF 200-400 monatlich) oder für kleinere Mandate bexio (CHF 29-59 monatlich). Die Software muss elektronische Bankschnittstellen und Mehrfach-Mandantenfähigkeit bieten. Zusätzlich brauchst du eine Lohnbuchhaltungssoftware mit AHV-Schnittstellen und ein CRM-System für die Kundenverwaltung. Eine Zeiterfassung ist für die Abrechnung unverzichtbar. Cloud-basierte Lösungen ermöglichen flexibles Arbeiten und automatische Updates. Plane CHF 2'400-7'200 jährlich für Software-Lizenzen ein.

Lohnt sich eine Spezialisierung auf bestimmte Branchen oder Dienstleistungen?

Eine moderate Spezialisierung ist sehr lukrativ und empfehlenswert. Branchen wie Gastronomie, Baugewerbe oder E-Commerce haben spezielle Anforderungen, die höhere Stundenansätze von CHF 150-200 rechtfertigen statt CHF 100-120 für Standardleistungen. Du positionierst dich als Experte und generierst Empfehlungen innerhalb der Branche. Allerdings solltest du nicht zu früh und zu eng spezialisieren - sammle erst 2-3 Jahre Erfahrung mit verschiedenen Mandatstypen. Optimal ist eine 70/30-Aufteilung: 70% bewährte Standard-Treuhändertätigkeiten für stabile Basis, 30% spezialisierte Nische für höhere Margen und Differenzierung.

Was kann ich als selbständiger Treuhänder realistisch verdienen?

Das Einkommen variiert stark nach Erfahrung, Region und Positionierung. Im ersten Jahr sind CHF 60'000-80'000 realistisch, da der Mandantenaufbau Zeit braucht. Nach 3-5 Jahren erreichen etablierte Treuhänder CHF 100'000-150'000 bei guter Auslastung. Erfahrene Spezialisten mit 50+ Mandanten erzielen CHF 150'000-250'000 jährlich. Die Obergrenze als Einzelkämpfer liegt bei etwa CHF 300'000 - darüber musst du Mitarbeiter einstellen. Wichtige Kennzahl: 1'200-1'500 fakturierbare

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