Selbständig als Fotograf: Kompletter Guide Schweiz

Wie du dich als Fotograf selbständig machst: Anmeldung, Kosten, Einkommen und Tipps für die Schweiz. Jetzt Guide lesen!

Redaktion10 Min. Lesezeit

Selbständig als Fotograf zu werden ist in der Schweiz einfacher als viele denken. Während andere Länder komplizierte Gewerbeanmeldungen verlangen, kannst du hier ohne Meisterpflicht oder Kammerzwang durchstarten. Über 8'000 Fotografen arbeiten bereits erfolgreich selbständig in der Schweiz.

Viele talentierte Fotografen bleiben unnötig im Angestelltenverhältnis, weil sie die rechtlichen Hürden überschätzen. Dabei bietet der Schweizer Markt ausgezeichnete Verdienstmöglichkeiten: Von CHF 60'000 bis CHF 150'000 Jahreseinkommen sind realistisch. Du erfährst hier alle CH-spezifischen Schritte von der Anmeldung bis zu den ersten bezahlten Aufträgen.

Was bedeutet Selbständigkeit als Fotograf in der Schweiz?

Als selbständiger Fotograf führst du dein eigenes Unternehmen und bietest fotografische Dienstleistungen gegen Entgelt an. In der Schweiz gilt Fotografie als künstlerisch-handwerkliche Tätigkeit ohne spezielle Bewilligungspflicht.

Rechtliche Einordnung:

  • Einzelfirma: Einfachste Form für Einzelpersonen
  • GmbH: Sinnvoll ab CHF 200'000 Jahresumsatz
  • Künstlerstatus: Für rein künstlerische Fotografie möglich

Der Schweizer Fotografenmarkt umfasst verschiedene Spezialisierungen:

  • Hochzeitsfotografie (höchste Margen)
  • Business und Corporate (stabile Aufträge)
  • Eventfotografie (flexibel planbar)
  • Produktfotografie (technisch anspruchsvoll)
  • Portraitfotografie (breite Zielgruppe)

CH-Besonderheiten gegenüber Deutschland:

  • Keine Handwerkskammer-Pflicht
  • Keine Meisterprüfung erforderlich
  • Direkter Start ohne Gewerbeschein möglich
  • Urheberrecht automatisch beim Fotografen

Voraussetzungen und Anforderungen

Rechtliche Anforderungen

Anmeldepflichten:

  • AHV-Ausgleichskasse: Pflicht innerhalb 30 Tagen
  • Handelsregister: Erst ab CHF 100'000 Jahresumsatz
  • MWST-Anmeldung: Ab CHF 100'000 Umsatz obligatorisch

Für Ausländer:

  • EU/EFTA-Bürger: Niederlassungsfreiheit vorhanden
  • Drittstaatler: Aufenthaltsbewilligung mit Erwerbstätigkeit nötig
  • Bewilligung für selbständige Erwerbstätigkeit beantragen

Finanzielle Voraussetzungen

Startkapital-Bedarf:

  • Grundausrüstung: CHF 10'000 – 20'000
  • Liquiditätsreserve: CHF 15'000 – 25'000 (6 Monate)
  • Versicherungen und Anmeldungen: CHF 2'000 – 3'000

Ausrüstung und Technik

Basis-Equipment:

  • Vollformat-Kamera + 2-3 Objektive: CHF 8'000 – 15'000
  • Beleuchtung (Blitze, Stative): CHF 3'000 – 8'000
  • Computer (MacBook Pro/Windows): CHF 2'500 – 4'000
  • Software (Adobe Creative Suite): CHF 70/Monat

Zusätzliches Equipment je nach Spezialisierung:

  • Studio-Equipment für Produktfotografie
  • Mobile Beleuchtung für Events
  • Drohne für Luftaufnahmen (BAZL-Bewilligung nötig)

Persönliche Fähigkeiten

  • Fotografische Grundkenntnisse und Bildgestaltung
  • Bildbearbeitung (Lightroom, Photoshop)
  • Kundenkommunikation und Verkauf
  • Betriebswirtschaftliche Grundlagen
  • Zeitmanagement und Organisation

Kosten im Überblick

Einmalige Startkosten

KostenartBetrag (CHF)Beschreibung
Kamera + Objektive8'000 – 25'000Vollformat-Body, 24-70mm, 85mm Portrait
Computer + Monitor3'000 – 5'000MacBook Pro oder Gaming-PC
Beleuchtung2'000 – 8'000Blitze, Softboxen, Stative
Website + Design2'000 – 5'000Professionelle Portfolio-Seite
Versicherungen800 – 1'500Haftpflicht, Equipment-Versicherung
Total Startkosten15'800 – 44'500Je nach Spezialisierung

Laufende monatliche Kosten

KostenartBetrag (CHF)Pflicht/Optional
AHV/IV/EO-Beiträge500 – 1'200Pflicht (10.65%)
Krankenversicherung400 – 600Pflicht
Adobe Creative Suite70Faktisch Pflicht
Handy/Internet100 – 150Pflicht
Marketing200 – 500Empfohlen
Buchhaltung/Treuhänder200 – 400Empfohlen
Büro/Studio (optional)800 – 2'000Optional
Total monatlich2'270 – 4'920Ohne Studio: 1'470 – 2'920

Variable Kosten

  • Fahrtkosten: CHF 0.70 pro Kilometer
  • Weiterbildung: CHF 1'000 – 3'000 jährlich
  • Messen und Networking: CHF 500 – 1'500 jährlich
  • Equipment-Updates: CHF 2'000 – 5'000 alle 3-4 Jahre

Einkommen und Verdienstmöglichkeiten

Stundensätze nach Spezialisierung

BereichAnfänger (CHF/h)Erfahren (CHF/h)Top-Level (CHF/h)
Hochzeitsfotografie120 – 180180 – 250250 – 350
Business/Corporate100 – 150150 – 200200 – 300
Produktfotografie80 – 120120 – 180180 – 250
Eventfotografie70 – 100100 – 150150 – 200
Portraitfotografie80 – 120120 – 180180 – 250

Pauschalpreise für Projekte

Hochzeitsfotografie:

  • Basis-Paket (6h): CHF 1'800 – 2'500
  • Standard-Paket (10h): CHF 2'500 – 4'000
  • Premium-Paket (ganzer Tag): CHF 4'000 – 6'500

Business-Shootings:

  • Mitarbeiterportraits (halber Tag): CHF 800 – 1'500
  • Firmen-Event (ganzer Tag): CHF 1'200 – 2'500
  • Produktshooting (pro Tag): CHF 1'000 – 2'000

Beispielrechnungen

Beispiel 1: Hochzeitsfotograf

  • 2 Hochzeiten pro Monat à CHF 3'500 = CHF 7'000
  • Laufende Kosten: CHF 2'500
  • Gewinn pro Monat: CHF 4'500
  • Jahreseinkommen: CHF 54'000

Beispiel 2: Business-Fotograf

  • 15 Arbeitstage à CHF 1'400 = CHF 21'000
  • Laufende Kosten: CHF 3'200
  • Gewinn pro Monat: CHF 17'800
  • Jahreseinkommen: CHF 213'600

Beispiel 3: Mix-Strategie

  • 1 Hochzeit + 8 Business-Tage = CHF 14'700
  • Laufende Kosten: CHF 2'800
  • Gewinn pro Monat: CHF 11'900
  • Jahreseinkommen: CHF 142'800

Schritt-für-Schritt Anleitung

Phase 1: Vorbereitung (Monate 1-2)

Portfolio entwickeln:

  • 50-100 beste Bilder auswählen und bearbeiten
  • Online-Portfolio erstellen (Squarespace, Adobe Portfolio)
  • Print-Portfolio für persönliche Termine

Business-Grundlagen:

  • Zielgruppe definieren (Hochzeiten, Business, etc.)
  • Konkurrenzanalyse in deiner Region
  • Preisgestaltung festlegen
  • Businessplan erstellen (auch für dich selbst wichtig)

Phase 2: Finanzierung sichern (Monat 2)

  • Eigenkapital zusammenstellen
  • Equipment beschaffen (gebraucht für den Start möglich)
  • Bankkonto für Geschäftstätigkeit eröffnen
  • Liquiditätsplanung für erste 6 Monate

Phase 3: Offizielle Anmeldung (Monat 3)

Bei der AHV-Ausgleichskasse:

  • Formular "Anmeldung für selbständige Erwerbstätigkeit"
  • Kopie Identitätskarte/Pass
  • Nachweis der Aufnahme der Tätigkeit
  • Geschäftsplan und Einkommensschätzung

Weitere Anmeldungen:

  • MWST-Nummer (wenn geplanter Umsatz >CHF 100'000)
  • Handelsregistereintrag (nur bei >CHF 100'000 nötig)

Phase 4: Versicherungen abschliessen (Monat 3-4)

Pflichtversicherungen:

  • Krankentaggeldversicherung: CHF 150-300/Monat
  • AHV-Beiträge: Automatisch nach Anmeldung

Empfohlene Versicherungen:

  • Berufshaftpflicht: CHF 200-400 jährlich
  • Equipment-Versicherung: CHF 300-800 jährlich
  • Rechtsschutz: CHF 300-500 jährlich

Phase 5: Business-Setup (Monate 4-5)

Website und Marketing:

  • Domain registrieren (am besten .ch)
  • SEO-optimierte Website mit Portfolio
  • Google My Business Eintrag
  • Social Media Profile (Instagram essentiell)

Administration einrichten:

  • Buchhaltungssoftware (Banana, BusPro, oder Treuhänder)
  • Vertragsvorlagen und AGB erstellen
  • Preislisten und Angebotsmuster
  • Rechnungsvorlagen

Phase 6: Kundenakquise starten (Monate 5-6)

Netzwerk aktivieren:

  • Familie, Freunde und Bekannte informieren
  • Lokale Unternehmen kontaktieren
  • Wedding-Planner und Event-Agenturen ansprechen
  • Kooperationen mit anderen Dienstleistern

Marketing-Massnahmen:

  • Google Ads für lokale Suchen
  • Instagram-Marketing mit Hashtags
  • Networking-Events besuchen
  • Empfehlungsprogramm entwickeln

Häufige Fehler vermeiden

1. Preise zu niedrig ansetzen

Problem: Viele Einsteiger verkaufen sich unter Wert. Lösung: Vollkostenrechnung machen. Bei CHF 3'000 monatlichen Kosten und 15 Arbeitstagen brauchst du mindestens CHF 200 pro Tag allein für die Kostendeckung.

2. Keine schriftlichen Verträge

Problem: Mündliche Abmachungen führen zu Streit über Bildrechte und Leistungsumfang. Lösung: Immer schriftliche Verträge mit klaren AGB. Nutzungsrechte explizit regeln.

3. Unzureichende Versicherung

Problem: Ein defektes Equipment oder Haftpflichtfall kann existenzbedrohend werden. Lösung: Equipment vollständig versichern, Berufshaftpflicht mit mindestens CHF 1 Million Deckung.

4. Buchhaltung vernachlässigen

Problem: Chaos bei Steuererklärung, verpasste Abzüge. Lösung: Von Tag 1 an systematisch alle Belege sammeln und monatlich erfassen.

5. Keine Rücklagen bilden

Problem: Steuernachzahlung oder längere Auftragsflaute bringen finanzielle Probleme. Lösung: 30% des Gewinns für Steuern und Notfälle zurücklegen.

6. Zu wenig Marketing investieren

Problem: Zu wenige Kunden, abhängig von Zufallsaufträgen. Lösung: 10-15% des Umsatzes kontinuierlich in Marketing investieren.

7. Fehlende Spezialisierung

Problem: "Alles für alle" führt zu durchschnittlichen Preisen. Lösung: Nische finden und Experte werden (z.B. nur Hochzeiten oder nur Businessportraits).

8. Burnout durch Selbstausbeutung

Problem: Rund um die Uhr erreichbar, keine Grenzen. Lösung: Feste Arbeitszeiten definieren, Urlaub einplanen, Notfall-Fotografen-Netzwerk aufbauen.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Brauche ich als Fotograf eine Gewerbebewilligung in der Schweiz?

Nein, Fotografie ist in der Schweiz grundsätzlich bewilligungsfrei. Du kannst direkt starten ohne spezielle Gewerbeanmeldung. Lediglich die Anmeldung bei der AHV-Ausgleichskasse ist innerhalb von 30 Tagen nach Aufnahme der Tätigkeit Pflicht. Einige wenige Kantone haben Besonderheiten, aber diese betreffen meist nur gewerbliche Grossbetriebe. Als Einzelfotograf bist du davon nicht betroffen.

Wie viel Startkapital brauche ich realistisch als selbständiger Fotograf?

Rechne mit mindestens CHF 25'000 bis CHF 35'000 für einen professionellen Start. Das umfasst Equipment (CHF 15'000), Liquiditätsreserve für 6 Monate Lebenshaltung (CHF 15'000) und Anmeldekosten (CHF 2'000). Du kannst auch günstiger starten, aber dann musst du sehr schnell erste Aufträge akquirieren. Gebrauchtes Equipment reduziert die Kosten um 30-40%. Ein schrittweiser Aufbau ist möglich, wenn du nebenberuflich beginnst.

Wann muss ich mich für die MWST anmelden als Fotograf?

Die MWST-Anmeldung ist ab CHF 100'000 Jahresumsatz Pflicht. Du kannst dich aber freiwillig schon früher anmelden, wenn du Vorteile bei den Vorsteuern hast – zum Beispiel wenn du viel teures Equipment kaufst. Die Anmeldung lohnt sich meist ab CHF 60'000 Umsatz. Beachte: Als MWST-pflichtiger Fotograf musst du 7.7% auf alle Rechnungen aufschlagen, kannst aber Vorsteuern auf Geschäftsausgaben zurückfordern.

Welche Versicherungen sind für Fotografen in der Schweiz wichtig?

Vier Versicherungen sind essentiell: Berufshaftpflicht (CHF 1-5 Millionen Deckung) für Schäden an fremdem Eigentum, Equipment-Versicherung gegen Diebstahl und Beschädigung, Krankentaggeld als Ersatz für den Lohnfortzahlung und Rechtsschutz für Vertragsstreitigkeiten. Die Gesamtkosten liegen bei CHF 200-500 monatlich. Ohne diese Versicherungen riskierst du bei einem Schadenfall den Konkurs. Viele Auftraggeber verlangen eine Haftpflichtversicherung als Voraussetzung.

Kann ich als Ausländer in der Schweiz als Fotograf selbständig arbeiten?

EU/EFTA-Bürger haben Niederlassungsfreiheit und können ohne zusätzliche Bewilligungen selbständig arbeiten. Drittstaatler brauchen eine Aufenthaltsbewilligung und müssen zusätzlich eine Bewilligung für selbständige Erwerbstätigkeit beantragen. Diese wird nur erteilt, wenn du bereits legal in der Schweiz lebst und arbeitest. Als Tourist oder mit Besuchervisa ist keine Selbständigkeit möglich. Der Antrag dauert 2-4 Monate und kostet CHF 100-300 je nach Kanton.

Wie rechne ich meine Preise als Fotograf richtig?

Berechne zuerst deine Vollkosten: Alle monatlichen Ausgaben (CHF 3'000-5'000) plus 30% für Steuern und Gewinn, geteilt durch geplante Arbeitstage. Bei CHF 4'000 Kosten und 15 Arbeitstagen brauchst du CHF 347 pro Tag nur für die Kostendeckung. Dazu kommt dein gewünschter Gewinn. Hochzeitsfotografen rechnen meist pauschal ab (CHF 2'500-5'000), Business-Fotografen stundenweise (CHF 120-200). Verkaufe nie unter deinen Vollkosten – das führt in die Insolvenz.

Muss ich als Fotograf ins Handelsregister?

Nur bei einem Jahresumsatz über CHF 100'000 ist der Handelsregistereintrag Pflicht. Darunter ist er freiwillig und kostet CHF 600-800. Bei einer GmbH ist er immer nötig. Als Einzelfirma unter CHF 100'000 reicht die Anmeldung bei der AHV-Ausgleichskasse. Der Handelsregistereintrag bringt mehr Seriosität gegenüber Geschäftskunden, ist aber rechtlich nicht zwingend. Viele erfolgreiche Fotografen arbeiten jahrelang ohne Eintrag.

Fazit

Selbständig als Fotograf zu werden ist in der Schweiz 2026 ein realistisches und lohnendes Ziel. Die rechtlichen Hürden sind minimal – keine Gewerbebewilligung, keine Meisterpflicht, direkter Start möglich. Mit CHF 25'000-35'000 Startkapital und einer klaren Spezialisierung sind Jahreseinkommen von CHF 60'000-150'000 durchaus erreichbar.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der professionellen Vorbereitung. Erstelle ein überzeugendes Portfolio, kalkuliere deine Preise korrekt und investiere von Anfang an in Marketing. Die Schweizer Kunden sind bereit, faire Preise zu zahlen – wenn die Qualität stimmt. Besonders im Hochzeits- und Business-Bereich herrscht konstante Nachfrage.

Die grössten Risiken sind selbstgemacht: Zu niedrige Preise, fehlende Verträge und unzureichende Versicherungen. Vermeide diese Fallen durch systematische Planung. Starte wenn möglich nebenberuflich, um das Risiko zu reduzieren. Mit Disziplin und Durchhaltevermögen baust du dir ein nachhaltiges Fotografengeschäft auf.

Deine nächsten Schritte:

  1. Portfolio professionalisieren und Online-Präsenz aufbauen
  2. Startkapital zusammenstellen und Equipment beschaffen
  3. AHV-Anmeldung einreichen und Versicherungen abschliessen
  4. Erste Testkunden über dein Netzwerk akquirieren

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  • [Einzelfirma gründen in der Schweiz: Kompletter Guide]
  • [MWST-Anmeldung für Selbständige: Wann sich das lohnt]
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  • [Website erstellen für Selbständige: SEO-Grundlagen]
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